Buchmesse – endlich sollte sie wieder stattfinden. Alles war geplant. Das Ticket ausgedruckt. Das Hotel gebucht. Der Messekoffer rollte schon unruhig auf dem Boden herum. Sachsen gab grünes Licht. Die Vorfreude stieg und stieg.
Und dann…
Abgesagt. Tränen. Fluchen. Jammern. Es entbrannten heiße Diskussionen über das warum. Schließlich war es keine Absage wegen Corona. Die großen Verlage konnten die Messe nicht stemmen. Unverständnis auf allen Seiten. Jeder hatte eine Meinung.
Jetzt erst recht
Schweren Herzens habe ich mein Hotel storniert, den Koffer vertröstet und mich innerlich von allen Begegnungen in Leipzig verabschiedet. Und dann popte plötzlich das Wort „Pop-up Messe“ auf. Viele Verlage wollten doch nach Leipzig und sie haben nach einer Lösung gesucht und sie gefunden.
Es würde eine Pop-up Messe geben. Ein Provisorium. Eine Alternative.
Also hieß es wieder Hotel buchen. Wisst ihr eigentlich, wie günstig ein Hotel in Leipzig während der Messe sein kann, wenn sie nicht stattfindet? Es ist ein Wahnsinn, wie die Preise anziehen, nur weil gerade eine Messe stattfindet. Ich finde das schon ziemlich unverschämt. Aber sich darüber aufzuregen, bringt wohl eher nichts.
Also habe ich ein neues Hotel gebucht, Verabredungen getroffen, ein Zugticket gebucht und den Mann auf den Boden geschickt, den Koffer holen. Es kam Messestimmung auf. Juhuuu…
Donnerstag – Leipzig ich komme
Aber nicht so schnell, wie ich dachte. Am Mittwoch erreichte mich ein Anruf von meinem Zahnarzt. Das sind solche Anrufe, die man liebt. Es endete damit, dass ich noch vor dem Aufstehen meinen Termin war nahm, den ich eigentlich erst diesen Montag hatte. Für mich hieß das, mitten in der Nacht aufstehen. Ich bin doch so ein Langschläfer.
Aber es funktionierte alles. Bis Berlin. Da schlug der DB-Teufel zu. Eigentlich ist das ja die Aufgabe von Brit, aber sie fuhr nicht, darum musste wohl ich herhalten.
Die Kurzfassung: Schienenersatzverkehr zwischen Frankfurt und Fürstenwalde. Zugverspätung in Berlin. Mein Zug sollte 12:30 Uhr fahren, fuhr dann aber erst 14:30 Uhr. Kalt. Voll. Verwirrung. Das übliche halt. Ich erspare euch die Einzelheiten.
Von da an klappte alles wie am Schnürchen.
Ich habe ein neues Hotel ausprobiert. Das Premier Inn. Es liegt genau neben dem Bahnhof. Die Öffentlichen sind in der Nähe und der Weg in die Innenstadt nicht weit. Perfekt.
Das Zimmer war schön. Das Bett weich. Das Personal sehr freundlich. Das Frühstück lecker und reichlich. An das Hotel konnte also schon mal ein großer Haken mit 5 Sternen.
Kaffee. Ja, ich bin Teetrinker, aber mir war nach Kaffee. Gut, dass ich eine Verabredung mit Christiane von „Chrissi die Büchereule“ hatte. Im Cafe Kandler. Die Verabredung war getroffen. Hab sogar ein Foto vom Cafe geschickt. Daneben ist eine Kirche.
Was soll ich sagen? Das Cafe gibt es mehrmals. Beide stehen an einer Kirche. Den Rest könnt ihr euch denken.
Aber die Stärkung war lecker und dringend nötig. Wir hatten noch viel vor. Buchmesse – wir sind schließlich nicht zum Spaß hier.
Es stand noch eine Lesung an. Krimilesung im Landgericht. Wie passend. Corona hat sich gleich 2 Autoren geschnappt, also die gekürzte Fassung. Ich habe sehr viel über Bitcoin gelernt und dass es abends in Leipzig kalt ist. Sehr kalt. Aufgewärmt haben wir uns bei einem leckeren Essen im Barfusz. Aber nicht barfuß, dafür war es wirklich zu kalt.
Im Hotel gab es dann noch einen Schreckmoment für mich. Ich habe es ja nicht so mit Höhe und dann das… Bodentiefe Fenster. Kein Balkon. Kein Gitter davor. Schreck lass nach. Gute Nacht.
Freitag – das wird richtig stressig heute
Da soll noch mal einer behaupten, wir fahren zu unserem Vergnügen nach Leipzig. Nein, wir hantieren da mit To do Listen, die so dick wie ein Wälzer sind. Heute war das nicht anders.
Zuerst hieß es: wir testen den öffentlichen Nahverkehr. Aber Vorsicht, in Leipzig werden schon mal Haltestellenschilder in Eingängen versteckt. Wer suchet, der findet. Aber wir haben unseren Weg in eine ganz besondere Buchhandlung gefunden. Sie heißt Serifee und meinen Beitrag dazu findet ihr hier.
Dann hieß es für mich, ab in die Nationalbibliothek. Ich hatte mich zu einer Führung angemeldet. Es war toll. Nein, toll beschreibt es nicht annähernd. Word bietet mir hier „großartig“ an, also ja das war es, großartig. Ich kann nur jedem empfehlen, sich einmal durch die Nationalbibliothek führen zu lassen. Es ist ein Erlebnis.
Ein Highlight auf jeder Buchmesse in Leipzig ist die Lesung mit Claudia Winter. Freundlicherweise bringt sie pünktlich zu jeder Messe ein neues Buch heraus. Lieb von ihr, oder?
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich mich erstrangig auf Claudia freue oder auf den herrlichen Cupcake vom Mintastique. Ich glaube, ich muss das noch ein paar Mal probieren.
Samstag – Bücher, Bücher, Bücher
Dann also eine Pop-up Messe. Sie sollte nur ein Provisorium sein, keine Alternative zur Leipziger Buchmesse. Und das war sie auch. Ein Provisorium.
Für mich persönlich kam kein Messefeeling auf. Für meinen Geschmack waren zu viele Leute auf zu engem Raum. Kein Vergleich mit der Enge in der Messe. Stellenweise war kein Durchkommen. Man hatte auch nicht die Möglichkeit auszuweichen.
Die Eintrittskarten waren für jeweils 2 Stunden. Das war auch völlig ausreichend. Die Veranstalter haben sich wirklich Mühe gegeben. Es wurde für ausreichend Lüftung gesorgt und der Zugang war auch begrenzt. Aber auf der kleinen Fläche war einfach nicht das möglich, was man von einer Buchmesse erwartet.
Es fehlten auch die Selfpublisher und die kleineren Verlage. Das ist die Mischung, die Leipzig immer so besonders macht.
Pop-up Messe – schön. Besser so als gar nicht. Aber 2023 bitte wieder Buchmesse in groß!
Den Abschluss am Samstag bildete die Queer Messe. Ich versuche jedes Jahr hinzugehen, was leider nicht immer funktioniert. 3 Bücher durften mich nach Hause begleiten. Da hatte ich mir das Abendessen beim Inder verdient.
Wir gehen in den Zoo
Den Sonntag haben wir für einen Besuch im Zoo reserviert. Endlich. Bisher ist immer etwas dazwischengekommen. Es war ein schöner Abschluss. Das Wetter zeigte, dass der Frühling da ist. Überall gab es etwas zu sehen. Perfekt. Da hat der Eisbecher umso besser geschmeckt.
Tschüss Leipzig
Normalerweise fahre ich immer mit dem fast letzten ICE nach Hause. Die Messe geht bis 18 Uhr – Essen und dann ab in den Zug. Ich bin etwas früher gefahren, was entspannter war, trotzt Verspätungsproblemen in Berlin. Ich glaube, es liegt einfach an Berlin.
Es war wieder schön in Leipzig. Bücher. Quatschen. Leute treffen. Nur mit dem Wetter klappt es wohl nie. Zu heiß. Zu kalt. Ein dazwischen scheint Leipzig nicht zu kennen.