Wie wäre es zum Anfang mit ein paar harten Fakten?
- Der Orkan „Vincinette“ traf Hamburg mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h
- Der Pegelstand war so hoch, wie seit 100 Jahren nicht
- Die Deiche brachen an 60 Stellen
- Das Wasser überflutete fast alle Deiche und Dämme in Hamburg
- Wilhelmsburg war am schlimmsten betroffen
- 60 000 verlieren ihr Zuhause
- 315 Tote, davon 207 allein in Wilhelmsburg
- Die Flut hinterließ zerstörte Deiche, viel Unrat und 25 000 tote Tiere
- Der finanzielle Schaden belief sich auf 820 Millionen D-Mark, das sind ca. 410 Millionen Euro
Die Verantwortlichen haben die Warnungen zuerst nicht ernst genommen
In Hamburg gibt es immer Sturm. Daher haben sich die Hamburger eine gewisse Gelassenheit zugelegt, die ihnen in diesem Februar allerdings zum Verhängnis werden sollte.
Das Wasser kam um 2 Uhr nachts
Es riss die Menschen wortwörtlich aus dem Schlaf. Wer nicht rechtzeitig gewarnt wurde, hatte keine Chance. Sie wurden von den Wassermassen mitgerissen und ertranken. Am schlimmsten traf es die Bewohner von Wilhelmsburg.
Wilhelmsburg war eigentlich eine Laubenkolonie. Hier waren die Menschen untergebracht, die ausgebombt waren oder als Flüchtlinge nach Hamburg kamen. Sie haben sich in den Schrebergärten ein neues Zuhause aufgebaut. Die Flutkatastrophe hat nichts davon übriggelassen.
Als das Wasser kam, schliefen die meisten in ihren Betten. Sie wurden weggespült. Einige wenige hatten das Glück, sich auf die Dächer ihrer Lauben retten zu können. Aber auch diese hatten den Wassermassen nichts entgegenzusetzten. Sie wurden einfach weggespült.
Die Flutwelle hat einfach alles mitgerissen.
Die Deiche waren nach dem Krieg nur notdürftig instandgesetzt. Sie wurden mit Trümmerschutt aufgefüllt und waren viel zu niedrig und zu steil. Außerdem lag Wilhelmsburg wie in einem Tal. Die umliegenden Deiche boten keinen Schutz. Als sie brachen, gab es nichts, was das Wasser hätte aufhalten können. Die Katastrophe war vorprogrammiert.
Was hat Hamburg aus der Flutkatastrophe von 1962 gelernt?
Die Vorbereitungen in Hamburg waren zwar getroffen, aber nicht ausreichend. Jede Stelle hat ihr eigenes Süppchen gekocht. Schon vorher war eine einheitliche Innenbehörde in Planung. Sie sollte solche Katastrophen besser koordinieren. Die Flutkatastrophe von 1962 hat deren Notwendigkeit gezeigt.
Es wurde ein umfangreiches Bauprogramm für Deiche und Sperrwerke entlang der gesamten Unterelbe beschlossen und tatsächlich waren bei der Sturmflut von 1976 zwar schwere Schäden im Hafen, aber keine Todesopfer mehr zu beklagen. Dabei stand die Elbe da höher als 1962.
Heute passt Hamburg seine Deiche ständig den neuen Gegebenheiten an. Über 100 Kilometer Deiche heißt es zu warten und zu Pflegen. Heute haben die Deiche in Hamburg eine Höhe von 7,50 Meter bis 9,25 über NHN.
Kann sich eine solche Katastrophe wiederholen
Die Hamburger wachsen an ihren Aufgaben. Jährlich wird viel Zeit, Geld und Arbeitskraft in die Pflege der Deiche gesteckt. Es wird nach Innovationen gesucht, um die Deiche sicher zu machen.
Außerdem hilft ihnen auch ihre nordische Gelassenheit.
*Die Fotos sind von der Seite Geschichtsbuch.Hamburg.de
Jetzt habe ich euch so viel über die Flutkatastrophe selbst erzählt, da habt ihr bestimmt auch noch ein Ohr für meine Meinung über das Buch, oder?
Als der Sturm kam von Anja Marschall
Die Flutkatastrophe 1962 in Hamburg. Ich habe das Buch im Rahmen einer Blogtour vorab gelesen. Das einzige, was ich kannte war der Titel und der Klappentext.
Drama, Tragödie und Spannung habe ich also schon erwartet.
Was ich nicht erwartet habe war, dass ich das Jahresende völlig in der Geschichte versunken erleben werde. Ich saß auf meiner Couch und war völlig weg. Jeder Muskel in mir war angespannt, weil ich den Protagonisten gefolgt bin. Ich wollte wissen, was passiert. Wer überlebt? Warum geht es im nächsten Kapitel plötzlich woanders weiter? Ich wollte doch wissen, wie es mit dem vorherigen weitergeht. Irgendwann im Laufe der Geschichte habe ich mich in meine Decke eingerollt. Kalt war mir eigentlich nicht. Vielleicht war es aus Sympathie mit den Menschen in der Geschichte. Es war eine unbewusste Handlung, die mir aber zeigte, wie gefesselt ich war.
“Als der Sturm kam” war mein erstes Buch der Autorin. Ich habe mich mal wieder von #heikeistschuld dazu überreden lassen. Darum hätte ich es eigentlich wissen müssen. Jedes von ihr empfohlene Buch lässt mich am Ende ziemlich mitgenommen zurück. Das ging mir schon mit “Die Kinder von Beauvallon” so. Danach hatte ich so meine Schwierigkeiten, in ein neues Buch zu finden.
Anja Marschall hat es mit ihrem Buch geschafft, mich von Anfang bis Ende zu fesseln. Mit jeder Zeile wurde ich mehr ins Geschehen gezogen. Ich konnte einfach nicht aufhören. Und so wird es euch auch gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer sich der Geschichte entziehen kann.
Mit diesem Buch bin ich ins Jahr 2024 gestartet und wenn das ein Omen ist, wird dieses Jahr mit ganz wundervollen Büchern gefüllt sein.
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Autorin: Anja Marschall Titel: Als der Sturm kam Erschienen: 11. Januar 2024 | Herausgeber: Piper Verlag Seiten: 448 ISBN: 978-3-492064200 |
Wo geht es weiter mit der Blogtour?
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2 Kommentare
[…] Bücherheike – Schauplatz Wilhelmsburg […]
Sehr schön geschrieben. Das mit dem Sturmerprobt kann ich so unterschreiben. Bei uns zu Hause war Sturm früher kein großes Thema. In meiner Kindheit habe ich einmal erlebt. dass die Wellen fast über den Deich schlugen, aber meist hat es das Wasser maximal nur bis zur Hälfte der Deiche geschafft, die halt auch nach der Sturmflut 1962 zum Teil erhöht wurden.
Liebe Grüße
Kerstin