Bevor ihr hier weiterlest, ein kleiner Hinweis dazu. Jedes Buch, jede Geschichte hat seine Berechtigung und seine Leserschaft. Ich respektiere die Arbeit, die in jedem dieser Bücher steckt und will hier nichts madig machen.
Das ist einfach meine persönliche Meinung und ich würde mich freuen, wenn darüber diskutiert wird. In netter höflicher Form natürlich.
Ein kleiner Hinweis noch: Es könnte sein, das eine Buchhändlerin hier einfach etwas frustriert ist. Aber nur ein ganz kleines bisschen. Glaube ich …
Ist das schon Meckern auf hohem Niveau?
Zum Einstieg muss ich sagen: Ich bin ein Vielleser. Eine Freundin hat mal gesagt, ich lese in Kilometern. Da könnte sie Recht haben. Behaltet also im Kopf, dass schon sehr viele Bücher durch meine Hände gegangen sind. Momentan habe ich beim Lesen das Gefühl, alles schon zu kennen.
Ich weiß, man kann das Rad nicht neu erfinden. Ist ja auch nur so ein Gefühl.
Mir ist aufgefallen, dass sich mein Lesegeschmack geändert hat. Das ist nichts Schlechtes. So kommt eine gute Mischung zusammen. Wenn mir ein Buch gefällt, lese ich es. Dabei ist es mir egal, ob es mein Genre ist oder eben nicht. MEIN Genre – sowas gibt es auch eigentlich nicht.
Früher – ja, ich bin so alt, dass ich Sätze so beginnen darf. Also früher habe ich mich von bestimmten Genres ferngehalten. Sie haben mir einfach nicht gefallen und damit war es gut. Jetzt gibt es aber Menschen – vorsichtig zu #HeikeistSchuld schiel – die das einfach nicht akzeptieren und mir auch diese Genres schmackhaft machen. Furchtbar, jetzt lese ich auch noch Krimis.
Jetzt fragt ihr euch: Was meckert sie hier rum? Sie liest viel. Gut. Machen wir auch. Ich langweile euch, sollte also endlich zum Punkt kommen. Sind eigentlich mehrere Punkte, aber so ein Blogbeitrag muss ja gefüllt werden, oder …
Wann habe ich angefangen, beim Lesen die Bücher zu hinterfragen?
Ja, wann ging das los? Ich weiß es nicht. Liegt es an meinem hohen Alter (böse in die Runde guck), an der Menge der Geschichten, an social Media …
Bei manchen Büchern frage ich mich: Wo ist hier die Story? Oder um es anders auszudrücken: Was will uns der Dichter damit sagen?
Beim Lesen überkommt mich immer öfter das Gefühl, das dieses Buch nur um des Schreibens willen entstanden ist. Dabei mache ich keine Ausnahme bei neuen und alten Autoren . Da gibt es für mich keinen Unterschied. Egal, ob es Teil X einer Reihe oder ein Debut ist. Mir fehlt der rote Faden in der Geschichte. Am Ende steht für mich oft die Frage, wie kam der Autor an dieser Stelle? Bin ich beim Lesen irgendwo falsch abgebogen? Hab ich was nicht verstanden? Standen mir meine Erwartungen im Weg?
Früher (schon wieder dieses Wort – gleich wird die Autokorrektur meckern) hatte ich das nur vereinzelt, jetzt häuft es sich. Habe ich einfach schon zu viele Bücher gelesen? Wie gesagt, man kann das Rad nicht neu erfinden, aber wenn ich, die eigentlich den Mörder nicht mal am Ende des Buches erkennt, schon auf den ersten Seiten weiß, wie es endet und warum, dann geht mir der Spaß am Buch verloren. Und das ist die grausame Wahrheit. Habe ich einfach keine Lust mehr am Lesen?
Das wäre wirklich furchtbar. Ich ohne Bücher. Das wäre der Horror.
Andererseits gibt es noch viele Geschichten, die mich kriegen. Dabei ist es mir egal, ob das Ende vorhersehbar ist.
Liegt es also am jeweiligen Autor? Kriegen mich einfach einige nicht mehr mit ihren Geschichten? Oder habe ich wirklich zu viel gelesen? Gibt es das: zu viel lesen?
Anderes Thema: Brauchen Bücher eine Altersfreigabe?
Jetzt dreht sie durch? Gebt es zu, dem einen oder anderen ging das gerade durch den Kopf?
Seit 2019 arbeite ich in einem Buchladen und seit dem kommt mir der Gedanke immer öfter.
Wenn eine 12jährige an der Kasse steht und einen Manga für 16 oder 18 kaufen will, darf ich ihn ihr nicht geben. Der Manga hat einen FSK-Vermerk. Wenn die gleiche 12jährige allerdings an der Kasse steht und “Fifty Schades of Grey” kaufen will – kein Problem. Den darf ich ihr verkaufen. Hä? Was läuft hier schief?
Ich verstehe, dass in einem Manga alles durch die Bilder etwas realistischer wird, aber ist das mit dem Wort nicht genauso? Mir persönlich machen Bilder nicht so viel aus, wie das geschriebene Wort. Ich kann Horrorfilme gucken – kein Problem. Aber ein Horrorbuch – nein Danke. Da brauche ich jemanden, der nachts meine Hand hält und auch dann verwandeln sich meine Träume in Alpträume. Nein Danke. Keinen Bedarf.
Jetzt ist es ja nicht so, dass ich die Leute aktiv vom Lesen abhalten will. Ganz und gar nicht. Lesen. Lesen. Lesen. Je mehr, desto besser. (Ich glaube, meine Frage von oben, ob man zu viel lesen kann, habe ich mir gerade selbst beantwortet.)
Aber sollte man das irgendwie reglementieren? Wenn ja, wer und wie? Übertreibe ich hier?
Früher (Und wieder dieses Wort. Ich glaube, ich bin wirklich alt.) habe ich auch gerne mal Bücher aus dem Bereich “Sexy Time” gelesen. Auch heute fällt mir da ab und zu ein Buch in die Hand und es wird gelesen. Aber irgendwann kam bei mir der Punkt, dass ich eben genau diese Geschichten hinterfragt habe. Ich glaube, es begann mit “365 Tage”. Eine Kollegin war ganz verrückt nach der Reihe. Eine ziemlich junge Kollegen.
Für die, die das Buch nicht kennen, meine ganz persönliche Zusammenfassung der Geschichte:
Wenn du eine Frau liebst, sie dich aber nicht, egal – entführe sie – nimm ihr ihre lebensnotwendigen Medikamente weg – vergewaltige und demütige sie – irgendwann liebt sie dich dann. (Etwas zugespitzt und übertrieben, aber ja, das ist die Quintessenz dieser Reihe und genau aus diesem Grund wird sie gekauft)
Und das ist bei mir das Hauptproblem. Junge Mädchen, die fast ausschließlich dieses Genre lesen. Meterweise. Wie beeinflusst das ihre Entwicklung? Was macht das mit ihren Erwartungen in Punkto Liebe, Sex, Partnerschaft? Können sie das schon differenzieren? Manchen spreche ich diese Reife wirklich ab.
Auch die vielen Triggerwarnungen helfen da nicht wirklich. Warum stehen die z. Bsp. meistens hinten im Buch? Dann ist doch schon alles vorbei. Jedes Wort gelesen. Für mich hat das keinen Mehrwert. Brauchen wir die überhaupt? Wer nach so einem Buch greift, weiß meistens, was ihn erwartet. Sind sie also eine Absicherung? Wenn ja für wen? Den Autor? Den Verlag?
Auch hier stellt sich mir die Frage: Liegt mein Problem an meinem Alter? Sehe ich dadurch einfach manches anders? Oder übertreibe ich?
Können wir bitte mal darüber diskutieren? Oder habe ich jetzt die Büchse der Pandora geöffnet? Bricht hier gleich ein Shitstorm über mich herein?