Die Leipziger Buchmesse fiel aus – mal wieder. Es musste also ein Alternativprogramm her.
Neben Lesungen, Pop Up Messe und Queer zog es mich in Leipzig wie immer in Buchläden. Nicht nur in die üblichen Verdächtigen, wie Thalia und Co. Ich liebe besondere Buchläden. So versteckte kleine Paradiese, die nicht viele kennen. Manchmal versteckt sich in einem kleinen Hinterhof ein besonderer Schatz. Auch in Leipzig bin ich wieder fündig geworden.
Ich habe Serifee entdeckt. Ganz versteckt im Feinkosthof/Karli 36. Auch ohne den Buchladen ist das hier einen Besuch wert. Vielleicht lieber bei wärmerem Wetter, aber ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Also, wenn ihr hierherkommt, bringt Zeit mit.
Oh Gott, hier soll ein Buchladen sein?
Als wir den Hinterhof betraten, schoss mir sofort diese Frage durch den Kopf.
Ein bunter Wohnwagen – ich glaube, es war ein Wohnwagen. Bänke, die auf Veranstaltungen schließen ließen, Tische und Stühle, ein Plattenladen und ich glaube, es gab auch ein Geschäft für Kleidung. Viele Plakate. Nichts, was zum Bleiben aufforderte – auf den 1. Blick. Aber dann haben wir uns näher umgesehene.
Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, hätte ich mich sofort an einen der kleinen Tische gesetzt und mich in aller Ruhe umgesehen. Überall gab es etwas zu entdecken. Ich habe versucht mir vorzustellen, wie es dort ist, wenn der Ort mit Leben gefüllt ist.
Es war Musik zu hören – nicht laut und aufdringlich, sondern einladend. Nichts, was ich sonst gehört hätte.
Und dann war da dieser kleine unscheinbare Eingang.
Eine Oase für Bücher
Der kleine Buchladen hat mich sofort für sich eingenommen. Kein grelles Licht. Keine laute Musik. Keine sterile Präsentation. Ich habe mich sofort wohlgefühlt.
Langsam von Buch zu Buch gehen. Anfassen. Lesen. Wundern. Staunen.
Im Serifee gibt es auch eine ganz eigenartige Bezeichnung für die einzelnen Genre, die mich ziemlich schmunzeln lassen hat.
Junge Erwachsene und alte Erwachsene. Wer sich weder zu den einen noch zu den anderen zugehörig fühlt, muss eben die Bücher dazwischen lesen. Ich glaube, es waren 2 Stück.
„Reim dich oder ich fress ich“ ist mein persönlicher Favorit.
In den meisten Buchläden gibt es an den Regalen die gängigen Bezeichnungen, aber hier ist eben alles etwas anders. Das war auch mit ein Grund, warum ich mich sofort wohl gefühlt habe.
Manche Macken muss man ausleben
Natürlich musste ich auch meine Lieblingsbücher suchen. Ehrensache. Üblicherweise lege ich sie immer gut sichtbar hin. Egal in welchem Buchladen. Das ist so eine Macke von mir. Also habe ich auch „Die Farben des Lebens“ freigeräumt und gut sichtbar liegen lassen. Die Aussage der Inhaberin dazu: Ach, das verkauft sich so nebenbei. Großartig. Ich bin begeistert. Ich liebe dieses Buch und ich wäre sehr enttäuscht, wenn es hier gefehlt hätte.
Die Inhaberin hat mir auch ihre Macke verraten. In ihrem Laden stört es sie wohl weniger, aber woanders muss sie immer die Prospekte und Flyer sortieren.
Was habt ihr so für Macken?
Unsere Buchhandlung ist eine Insel der Glückseligkeit für uns und unsere kleinen und großen Kund/innen. Bei der Auswahl der Kinderbücher achten wir besonders auf: schöne Illustration, gute Gestaltung, ansprechende Haptik, gute Texte in schöner Sprache, Diversität, unabhängige Verlage und möglichst europäische Produktion.
von der Homepage der Buchhandlung
Life begins after coffee
Anfangs habe ich schon die kleinen Tische vor der Buchhandlung erwähnt. Hier kann man sich ausruhen, die Gegend bestaunen, schon in den gekauften Büchern schmökern und sich dabei einen Kaffee schmecken lassen.
Der Kaffee ist wohl so lecker, wie es erzählt wird. Dabei kann ich hier nicht aus eigener Erfahrung schreiben, sondern nur wiedergeben, was mir erzählt wurde. Meine Begleitung fand ihn jedenfalls sehr gut.
Der Kaffee kommt ausschließlich aus der leipziger Kaffeerösterei Alber.
Wer ist eigentlich diese Serifee?
Namensgeber war das Buch „Die kleine Serifee“ von R. Siegfried. Natürlich gibt es das Buch hier auch zu kaufen und ja, es durfte mich nach Hause begleiten Was auch sonst?
Die kleine Serifee – Entdeckungen in der Welt der Buchstaben
von René Siegfried
Die kleine Serifee hat ihren Zauberflügel verloren. Begleiten wir sie durch den Garamondwald, nach Futura-City und durch allerlei weitere typografische Inszenierungen, in denen die kleine Fee Freunde findet, Ängste überwindet, Gäste aus anderen Schriftfamilien trifft, die es zu enttarnen gilt und im tiefen, kalten Shelleysee schlussendlich zum Glück den verlorenen Flügel wieder findet.
Liebevolle Buchstaben-Illustrationen lassen Grafikdesignerherzen höher schlagen und Kinder ab acht Jahren genau hinsehen und ganz nebenbei eine Menge über Schrift lernen.
Eine zärtliche Liebeserklärung an die Formenvielfalt der Schrift ebenso wie eine sensible Schule des Sehens für kleine und große Buchstabenfreunde.
Natürlich habe ich gefragt, ob ich ein paar Fotos machen darf und der netten Inhaberin erzählt, dass ich auf ihre schöne Buchhandlung aufmerksam geworden bin und euch hier darüber berichten möchte.
Sie hat sich gefreut, dass ich gefragt habe, weil die Kunden „sogar die Blumen auf den Tischen“ fotografieren. Ich finde die Frage normal und mache das immer so.
Während Christiane ihren Kaffee bekam, haben wir ein paar nette Worte mit der Inhaberin gewechselt. Gespräche mit Buchhändlern finde ich immer toll. Ihre Lieblingsbücher, ihre Motivation Bücher zu verkaufen und ihre positive Einstellung hinterlassen bei mir immer ein ganz warmes Gefühl.
Falls ihr Leipzig besucht, was an sich schon ein Erlebnis ist, besucht unbedingt die Buchhandlung Serifee. Stöbert in den Büchern, lasst euch inspirieren, trinkt einen Kaffee und denkt an die kleine Serifee. Wie das Buch gewesen ist, werde ich euch später berichten. Genau hier auf meinem Blog.