274.000 Besucher treffen auf 2.082 Aussteller und die kleine Heike mittendrin. Am 1. Tag war ich mit den vielen Menschen etwas überfordert, aber das hat sich sehr schnell gelegt. Leipziger Buchmesse eben.
Mittwoch
Wie immer bin ich schon am Mittwoch angereist. Ich will ja nichts von der Messe verpassen. In diesem Jahr war das besonders einfach. Es gibt nämlich jetzt eine direkte Verbindung von hier nach Leipzig. Hat die Bahn wohl extra für mich eingerichtet. Ha, ha, ha…
Aber ehrlich. Einfacher geht es nicht. Einsteigen – durchfahren – aussteigen. Keine Umwege über Berlin. Kein nerviger ICE. Kein Ärger mit Verspätungen und verpassten Anschlüssen. Und die Reisezeit war auch kürzer. Und ich habe Orte gesehen, die sehe ich sonst nie.
Ich war zum ersten Mal im Ibis Budget. Völlig ausreichend für die Messe. Wir waren zu dritt und ich habe öfter nach einer Gebrauchsanweisung für das Hotelzimmer gesucht. Ich sage nur WC mit Bewegungsmelder. Es war sehr lustig.
Den Abend habe ich mit einigen anderen Bloggern im „Barfusz“ verbracht. Ich denke, das zählt als Messeauftakt.
Donnerstag
7 Uhr Frühstück – da war die Nacht kurz. Aber unser Plan stand, da gab es kein Schwächeln. Der Vorteil für den frühen Vogel ist kein Wurm, sondern eine leere Tram und ein Kaffee im Pressezentrum. Das war täglich unser Treffpunkt. Einen Kaffee, den Tag planen, einmal aufs WC und es wurde teilweise sogar schon gearbeitet. Interviews lassen sich im Presse Café nämlich sehr gut machen. War auch für uns als Zuschauer informativ.
Mein erster Messetag startete mit einem Vertretertermin bei Droemer-Knaur. Ich war schließlich nicht zum Spaß auf der Buchmesse.
In diesem Jahr war ich zum ersten Mal als Buchhändler und als Blogger unterwegs. War schon etwas anders. Die meisten Neuerscheinungen kannte ich schon und so habe ich mir viele Stände unter ganz anderen Gesichtspunkten angesehen. Hab ich das bestellt? Warum ist das noch nicht da! Oh, das habe ich gar nicht gesehen.
Ich habe viele meiner Vertreter besucht und über Neuigkeiten gequatscht und trotzdem noch das eine oder andere neue Buch entdeckt. Kann ich den Tag eigentlich als Arbeit abrechnen? Schließlich war ich doch beruflich unterwegs. Ich wurde der Chefin vom Oetinger Verlag vorgestellt. Sie machte auf mich einen ziemlich jungen Eindruck, aber das heißt ja nichts. Hätte sie allerdings nicht mit ihrem Posten in Verbindung gebracht. Hab mich jedenfalls sehr darüber gefreut.
Für mich ist der Donnerstag immer ein Marathon. Ein sehr langsamer. An diesem Tag ist es meistens noch sehr leer und ich kann einmal komplett durch alle Hallen, mir einen Überblick verschaffen. In diesem Jahr war das besonders wichtig, weil die Aufteilung der Hallen neu war. Mein Messehirn wollte schon auf Automatik stellen und war dann irritiert, weil es nichts gefunden hat.
Trotzdem war noch ein Treffen mit dem einen oder anderen Blogger drin, Autoren wurden geknuddelt, Bücher entdeckt und einfach das Gefühl „es ist Buchmesse“ genossen.
Es gab auch lustige Situationen. Mein Gespräch mit Gerd Schäfer brachte mir Spannungen in der Nackenmuskulatur. Man ist der groß. Ich kam mir vor wie ein kleines Kind, weil ich die ganze Zeit so zu ihm aufsehen musste.
Ich frage mich auch, welchen Eindruck ich bei einigen Autoren hinterlasse. Ständig gab es Alkohol für mich. Sekt in vielen Varianten, aber lecker.
Eigentlich sollte der Abend im Landgericht enden. Nein, keiner von uns hatte was angestellt. Eine Krimilesung stand auf dem Plan. Leider schon voll und keine Plätze mehr. Also haben wir uns spontan dazu entschlossen, zur Lesung von Jan Weiler zu gehen. Ich habe schon lange nicht mehr so viel gelacht. Seine Bücher sind sofort auf meiner Leseliste gelandet. Aber auf Empfehlung werde ich sie hören. Meine armen Bauchmuskeln.
Mein Hotelbett hat sich mindestens so sehr auf mich gefreut, wie ich mich auf mein Bett. Die Nacht war kurz. Ihr wisst schon, früher Vogel und so.
Freitag
Eigentlich kann ich den Tag ganz kurz zusammenfassen: viel gelaufen – viel geredet – viel gesehen. Ja, ich weiß, ihr wollt es ausführlich.
Der heutige Tag stand für mich im Zeichen von Bildung. Chat GPT ist ja momentan in aller Munde und ich befasse mich schon eine Weile damit. Wobei es mir weniger darum geht, mir meine Artikel schreiben zu lassen. Ich denke, die KI ist eine gute Unterstützung. Sie kann mir helfen, meine Beiträge zu gliedern, mir thematisch einen kleinen Schubs geben. Darum habe ich mir einen Vortrag angehört und war erstaunt, dass das Interesse doch sehr groß war.
Der Vortrag hat mich in meinem Vorhaben noch bestärkt. Ich werde das ganze Thema intensiver verfolgen. Wie ist das mit euch? Habt ihr euch schon damit beschäftigt oder ist das so gar nichts für euch?
Der nächste Vortrag hatte das Thema „How to bookstergram“ und hatte eigentlich nichts neues für mich im Gepäck? Bin ich schon so ein alter Hase? All das, was dort erklärt wurde, mache ich schon. Aber es war eine schöne Bestätigung für mich.
Die Messe hat sich in diesem Jahr mit ihrer Klimaanlage sehr viel Mühe gegeben. Die Luft war eigentlich Ok, gefühlt besser als in meiner Erinnerung, aber die Kehrseite zeigte sich bei mir am Abend. Trockene Lippen und die Nase war irgendwie dicht.
Egal. Nichts konnte mich davon abhalten, einen tollen Abend mit Katja, Markus und Kathleen im Bayrischen Bahnhof zu verbringen. Wir haben den Abend nur mit lachen verbracht. Wie wir zum Essen kamen, ist mir schleierhaft. Unser Kellner war ein Unikat und sorgte ständig für Lachnachschub.
Samstag
Frühstück gab es heute zu fünft, da Kathleen am Freitag dazugestoßen ist. Der Start war wie immer nach dem Motto „früher Vogel und so“.
Das Highlight des Tages, ach der ganzen Messe, war aber Frau Rehm. Sie gehört zur Messe wie das Messemännchen. Aus der Presse haben wir schon erfahren, dass sie in Rente geht und waren um so glücklicher, sie an ihrem allerletzten Tag noch zu sehen. Natürlich gab es ein Foto zur Erinnerung und wir mussten uns natürlich von ihr in die Messe lassen und auch am Abend wieder heraus.
Am Samstag gab es für mich 2 Bloggertreffen. Einmal bei den Schicksalswebern (Jeanette Lagall, Mellisa David und Vanessa Carduie) und dann beim Second Chances Verlag. Es gab tolle Gespräche mit anderen Bloggern und mit den Autoren. Natürlich waren Bücher das Hauptthema.
Interessant war auch der Talk mit dem Kaffeehaussitzer. Ein Buchhändler der bloggt. Worüber? Natürlich über Bücher. Er wanderte sofort auf meine Blogliste und ich habe ihn auch schon etwas gestalkt.
Ein Programmpunkt in Leipzig ist auch immer der Kaffee mit meiner Tante. Sie wohnt in der Nähe und normalerweise wandern wir durch die Kinderbuchhalle. Ich als Blogger – sie als Lehrerin. Das fiel diesmal aus. Sie freut sich auf ihre Rente und meine Füße sich über eine Pause und einen Kaffee zur Stärkung.
Ich habe mich auf meinen letzten Programmpunkt des Tages gefreut. Es hieß „Dreamteam Blogger/Autor“. Aber eigentlich war es nur eine Werbeveranstaltung vom Selfpublisherverband. Für mich jedenfalls am Thema vorbei. Oder das nächste Mal ein anderes Thema wählen. Naja, meine Füße hatten eine Pause nötig.
Meine Kollegen aus der Buchhandlung waren auch auf der Messe und ich habe mich durchs Gewühl geschlängelt. Ein kurzer Plausch musste sein.
Für den Abend war ein Besuch bei den „Love Bites“ geplant. Eigentlich. Wir wollten vorher noch beim Inder Abendessen und haben es dann dabei belassen. Probleme in der Küche und ein Polizeieinsatz wegen eines aufgeregten Gastes haben unser Abendessen verlängert und die Zeit für die Veranstaltung reichte nicht mehr. Schade, aber es war trotzdem ein schöner Abend. Und wir haben Manuela den Glauben an die indische Küche wiedergegeben. Bildungsauftrag und so.
Sonntag
Der letzte Messetag. Schon? Die Zeit vergeht immer wie im Flug und plötzlich ist es Sonntag und die Abreise steht bevor. Dank der genialen neuen Direktverbindung hatte ich in diesem Jahr keinen Stress mit der Rückfahrt. Keine feste Abfahrtzeit. Kein „du musst den Zug bekommen“.
Zusammen mit Kathleen bin ich noch einmal gemütlich über die Messe geschlendert. Nochmal knuddeln, quatschen, Bücher ansehen. Natürlich wanderte das eine oder andere in meine Tasche. Ganz ohne mein Zutun. Diese verflixten Biester.
Irgendwann hatte dann aber auch ich genug und machte mich auf den Heimweg. Meinen Koffer hatte ich früh in der Aufbewahrung abgegeben und konnte mir jetzt noch ein paar ruhige Minuten vor der Abfahrt gönnen. Natürlich in der Buchhandlung Ludwig. Ein Muss bei jedem Besuch in Leipzig.
Die Heimfahrt war dann zwar entspannt, aber auch voll. So fühlen sich also Ölsardinen. Mein Zug spielte nämlich Matroschka. Zwei Züge in einem. Die vorderen Wagen fuhren in die eine Richtung und die hinteren in die andere. Ich würde gerne wissen, ob jemand in der falschen Hälfte saß.
Wie war die erste Leipziger Buchmesse nach der langen Pause?
Durchwachsen.
Die vielen Menschen machten mich nervös. Diese Massen war ich nicht mehr gewohnt und so manches Mal war ich froh über ein freies Plätzchen zum Verschnaufen. Es war laut, voll und stellenweise unübersichtlich. Wie gewohnt gab es lange Schlangen vor den Damentoiletten, besonders sauber waren die auch nicht. Das Essen und Trinken war wieder völlig überteuert.
Ich hatte das Gefühl, es gab weniger Cosplay. Jedenfalls solches, das man so nennen kann. Obwohl einige süße Verkleidungen dabei waren.
Vom Gefühl her fehlten auch viele Blogger. Viele bekannte Gesichter waren nicht da. Ich war nicht die Einzige, die sie vermisst hat.
Die Messe hat ihr Konzept verändert. Die Aufteilung der Hallen war anders als gewohnt. So waren die Kinderbücher nicht mehr mit der Fantasy in einer Halle, sondern zusammen mit den Manga Verlagen. Die Gänge waren breiter, die Stände aber vielerorts kleiner. Die Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren. Ich empfand es aber nicht als kalt, aber man hat es schon bemerkt.
Die ganze Messe schien anders. Irgendwas fehlte. Ich kann aber nicht genau sagen, was es war. Damit war ich nicht allein. Vielleicht lag es an der langen Pause, an der veränderten Anordnung der Stände oder den kleineren Ständen oder den fehlenden Verlagen oder es war einfach eine Mischung von allem.
Was aber so wie immer war, war die Begeisterung für Bücher. Die Besucher waren im Bücherhimmel. Es wurde über Bücher geredet, Bücher gekauft oder empfohlen. Obwohl ich doch an der Quelle sitze, ist mir noch das eine oder andere unbekannte Buch begegnet.
Messefazit in Zahlen
274.000 Besucher
2.082 Aussteller
knapp 90.000 Schritte von Donnerstag bis Sonntag
zig neue Baumuskeln vom Lachen
15 neue Bücher im Regal
unzählige tolle Gespräche
ca. 1.800 Wörter Messebericht
gefühlt hunderte Fotos
Es war wieder ein Fest. Ich freue mich auf das nächste Jahr. Das Hotel ist gebucht. Der Urlaub notiert. Leipzig ich komme wieder.