Und schon ist der Juni fast um. Die Zeit rennt. Irgendwann stehen wir da und suchen den Weihnachtsbaum und die Geschenke aus. Ist nicht mehr lange hin.
Hi, hi. Keine Panik. Bisschen Zeit ist ja noch. Hier ist erstmal mein Kinderbuchtag für Juni und ganz ohne dass Skoutzi meckern musste. Ich bessere mich. (Heike will gelobt werden)
Mein heutiger Kinderbuchtag ist mal etwas anders. Es muss ja nicht immer das Buch selbst was besonderes sein, der Autor ist ja auch noch da. Und heute geht es um so einen “besonderen” Autor.
Annika Bützler
Ich kenne sie nicht persönlich, nur über Facebook. Habe gerade ihre Tilda gelesen und bin immer ganz neidisch, wenn sie in Annis Kreativwelt wieder was Glitzerndes zeigt oder wenn sie wieder mit ihrer Nähmaschine gezaubert hat. Da will ich immer rufen, ja hier, ich will auch.
Die Zeilenflüsterin brachte vor kurzem ein Interview mit ihr. Da erzählt sie, dass ihre Arbeit als Autorin nicht so einfach ist, wie man wohl denkt.
Ich bin Annika und das ist meine Geschichte….
„Du schaffst das nie, du bist ein Sonderschüler. So kommst du in deinem Leben nicht weiter, mach mal etwas Sinnvolles.“
Genau diese und noch viele andere Sätze musste ich mir schon mehr als einmal in meinem Leben anhören. Vor ein paar Jahren haben diese Sätze auch die volle Wirkung auf mich gezeigt. Ich war schüchtern, zurückhaltend und wie sagt man so schön? – verkroch mich gerne in meinem Schneckenhaus. Ich war nicht in der Lage, mir in der Bäckerei ein Brot zu holen, geschweige denn mit jemandem wildfremden zu telefonieren. Auch Schreiben in der Öffentlichkeit kam für mich nicht in Frage, denn in nur einem Satz hatte ich mindestens zwei bis drei Fehler.
Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum ich euch das alles erzähle. Das ist ganz einfach. Ich möchte jedem, der vielleicht auch nicht ganz perfekt ist, zeigen, dass wenn man einen Traum hat, es sich lohnt dafür zu kämpfen – egal welche Schwächen man hat, denn ich sag euch, Schwächen hat jeder ob groß oder klein.
Ich bin 28 Jahre und habe eine Lese- Rechtschreibschwäche. Mehr die Rechtschreibschwäche als das Lesen. Nun kam mein erstes Problem. Ich schreibe so gerne Rezensionen, denn ich lese für mein Leben gern und gebe den Autoren immer gern eine kleine Rückmeldung. Aber wie soll ich das machen, mit so vielen Fehlern? Die Leute denken doch ich bin blöd?!
Am Anfang habe ich mir den Kopf zerbrochen und mich immer wieder verbessern lassen. Vom Computer, meiner Familie oder Freuden. Aber irgendwann dachte ich mir, warum? Es ist doch egal, wie viele Fehler. Es geht um das, was in dem Text steht und um nichts anderes. Und siehe da, auch die Autoren, die meine Fehler gelesen haben, störten sich nicht daran. Mittlerweile lasse ich meine Blogger-Kollegin drüber schauen, weil es optisch einfach schöner aussieht.
Ich weiß noch genau wie es war. Ich saß am Tisch und meine Tochter erzählte mit von einem Film, den sie in der Schule gesehen hatte. Es ging um eine Schildkröte, wie sie im offenen Meer ums Überleben kämpft und was sie für eine wahnsinnige Strecke zurück legte. Irgendwie fand ich diese Schildkröte so mutig und interessant, dass sie mich nicht mehr los ließ. Ich setzte mich an den Computer und schrieb. Ich schrieb alles nieder, was mir in den Kopf kam, was sie erleben sollte, wen sie trifft, wie sie aussehen sollte, einfach alles. Ich wollte meiner Tochter ihre ganz eigene Geschichte schreiben.
Ich zeigte die Geschichte einer Freundin auf Facebook und sie meinte, Annika schreib weiter! Die Geschichte ist einfach nur super. Ich hab gedacht, ja komm sie ist deine Freundin, sie sagt nichts Schlechtes, aber nein, es war ihr ernst. Sie gab mir die Daten einer Verlegerin, die sie sehr gut kannte. Und was soll ich euch sagen? Mit Herzklopfen, schweißnassen Händen und leichter Übelkeit schickte ich ihr mein Manuskript. Ich schrieb ihr auch direkt von meiner Lese-Rechtschreibschwäche und dass deshalb bestimmt tausende von Fehlern darin stecken. Ich wollte ihr ja direkt reinen Wein einschenken.
Es dauerte nicht lange und ich bekam das Ja für meine Geschichte. Ich war aus dem Häuschen, das kann ich euch sagen! Ich musste die Nachricht mir mehrmals durchlesen, denn ich konnte es nicht glauben. Diesen Satz aus dem Schreiben werde ich nie vergessen:
“Es ist egal wie viele Fehler der Satz, der Text, die Geschichte hat. Es ist deine Fantasie, deine Gedanken und das ist, was zählt. Den Text ins grade Licht zu rücken, deine Fehler zu verbessern, dafür sind andere da.”
Heute, ca. 2 Jahre später, kann ich euch folgendes sagen: ich ziehe mich gerne nochmal in mein Schneckenhaus zurück, aber nur für eine kurze Pause. Denn ich bin noch längst nicht müde. Ich habe mit zwei Kinderbüchern und zwei Kurzgeschichten gerade erst angefangen und Ideen und Fantasie habe ich genug im Kopf.
Ich muss sagen, dass ich sehr vielen Personen dieses zu verdanken habe. Vor allem aber einer Person ganz besonders, meiner Tochter Jasmin. Sie hat ihrer Mama gezeigt – sieh die Welt mit Kinderaugen. Denn Kinder denken nicht darüber nach, was andere denken, mache ich etwas falsch, was kann passieren…. Nein, Kinder leben ihren Tag!!! Und genau das sollten wir auch tun. Wir können viel von Kindern lernen, denn ihre Leichtigkeit haben wir verloren.
PS: Auch jetzt hatte der Text hunderte von Fehlern, aber ich habe eine gute Fee. Die schaut immer gerne nochmal drüber.
Danke Susanne(っ◔◡◔)っ ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ (っ◔◡◔)っ
(Quelle: Die Zeilenflüsterin – Facebook)
Ich glaube, jetzt wisst ihr schon, was Annika so besonders macht.
Mit einem solchen Handicap ist es schwer, sich mit Worten auszudrücken. Ich kenne das. Mein Sohn hat dieses Problem auch. Aber, man muss den Mut haben, nach vorne zu preschen, sich zu trauen, egal, was andere sagen. Annika hat diesen Mut, sonst würde es ihre Tilda nicht geben.
Und dieser Mut hat sie zu einem besonderen Beitrag bei meinem Kinderbuchtag gemacht.
Daumen hoch, Annika. Mach weiter so.